

Zahl der Pflegebedürftigen seit 2014 auf 5,6 Millionen Menschen verdoppelt
Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt - und dürfte weiter steigen. Wie der Medizinische Dienst des Bundes am Donnerstag anlässlich der Vorstellung des ersten "Reports Pflegebedürftigkeit" mitteilte, erhielten Ende 2024 rund 5,6 Millionen Menschen Leistungen aus der sozialen Pflegeversicherung. Das waren fast doppelt so viele wie 2014.
Der starke Anstieg liege zum einen an der demografischen Entwicklung und zum anderen an der Pflegereform 2017, mit der einige Beeinträchtigungen nun umfassender betrachtet werden können, teilte der Dienst mit.
So werden seit 2017 vor allem psychische und psychiatrische Beeinträchtigungen bei der Feststellung der Pflegebedürftigkeit stärker berücksichtigt. Auch Menschen mit diesen Belastungen können einen Pflegegrad erhalten. Damit nahm seit 2017 auch die Pflegebedürftigkeit von Kindern zu.
Folglich stieg auch die Anzahl der sogenannten Pflegebegutachtungen kontinuierlich an. Während die Medizinischen Dienste der Regionen 2014 rund 1,5 Millionen Begutachtungen vornahmen, waren es 2024 gut drei Millionen Begutachtungen, wie der Report herausstellte.
Der Medizinische Dienst forderte nun eine Modernisierung und Fokussierung der Pflegebegutachtungen, damit die Versorgung auch "zeitnah" bei den Menschen ankommt: Die Begutachtungen müssten "auf den Prüfstand gestellt" und künftig "viel stärker auf die Lebenswelten" ausgerichtet werden, in denen die Versicherten leben, forderte die stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Medizinischen Dienstes, Carola Engler. Außerdem benötige der Medizinische Dienst Zugang zur elektronischen Patientenakte.
Dem Report zufolge leben knapp 90 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause, mehr als jeder Zweite davon organisiert die Versorgung ohne professionelle Unterstützung. Die Pflegebegutachtung müsse sich "auf diese Pflegesituationen fokussieren", um die Betroffenen und ihre Angehörigen besser unterstützen und entlasten zu können, forderte Engler.
Die Bedürftigkeit werde unterdessen weiter steigen, mahnte der Bericht. Demnach gehen Schätzungen des Statistischen Bundesamts von bis zu 7,6 Millionen pflegebedürftigen Menschen im Jahr 2055 aus.
T.M.Kelly--NG